Novembergruppe

Am 3. Dezember 1918 gründeten Maler, Bildhauer, Architekten, Schriftsteller, Komponisten und Filmschaffende in Berlin die Novembergruppe. Anlass für diese Gründung und die Namensgebung waren die revolutionären Ereignisse im November 1918 in Deutschland. Die Mitglieder der Gruppe verstanden sich als „Revolutionäre des Geistes“. Sie wollten die große soziale und kulturelle Neuordnung mitgestalten und um die Freiheit der künstlerischen Aussage kämpfen. Von 1918 bis 1922 erlebte die bis 1933 bestehende Gruppe ihre stärkste Periode, die durch eine beispiellose Vielfalt der Stile und künstlerischen Experimente gekennzeichnet ist.
 
Auf der alljährlichen Großen Berliner Kunstausstellung hatte die Gruppe einen eigenen Raum, in dem die deutsche und europäische Avantgarde ihre Werke präsentierte. Die Künstlervereinigung organisierte auch selbst regelmäßig Ausstellungen, oft gemeinsam mit den Mitgliedern ihrer Ortsgruppen wie Rih in Karlsruhe, Üecht in Stuttgart, Kräfte in Hamburg, Der Wurf in Bielefeld, die Gruppe 1919 der Dresdner Sezession, Das junge Rheinland in Düsseldorf, Die Kugel in Magdeburg und die Hallische Künstlergruppe.
 
Die Hauptinitiatoren der Novembergruppe waren Max Pechstein, César Klein, Georg Tappert, Moriz Melzer und Heinrich Richter-Berlin. Weitere Mitglieder der Novembergruppe waren u.a. Wassily Kandinsky, Lyonel Feininger, Paul Klee, Herbert Behrens-Hangeler, Hans Brass, Käthe Kollwitz, Erwin Hahs, Walter Gropius, Ludwig Mies van der Rohe, Kurt Weill und Bertolt Brecht.

Kunst nach 1945

Mit dem Ende des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs begann in der bildenden Kunst eine neue Ära. Die USA wurden zu einem Zentrum avantgardistischer Strömungen, nicht zuletzt auch durch jene Künstler, die nach 1933 aus Europa emigriert waren. Doch auch in Europa entwickelten die Künstler in den folgenden Jahrzehnten bestehende Kunstrichtungen weiter und kreierten neue Stile.
 
Getragen von humanistischen Traditionen, setzten sich in Deutschland bildende Künstler nach 1945 kritisch mit der jüngsten Vergangenheit auseinander. Mit dem Ziel, sich von der Kunst des Nationalsozialismus zu distanzieren, entfaltete sich ein breites Spektrum stilistischer Ansätze. Die Vertreter der „Stunde Null” bezogen das Vokabular der internationalen Moderne in ihr Schaffen ein, andere Künstler knüpften an die Kunst vor 1933 an.
 
Nach der Teilung Deutschlands ging die gegenseitige Inspiration verloren. Der Kalte Krieg wirkte auch in die Kunst hinein. In der BRD war die ungegenständliche, abstrakte Kunst als Ausdruck der Freiheit tonangebend. In den fünfziger Jahren setzte in den USA und Europa eine Gegenbewegung ein: Zahlreiche Künstler kehrten zum Figurativen zurück.
 
In der jungen DDR forderte die offizielle Kulturpolitik von den bildenden Künstlern den sozialistischen Realismus ein. Wer diese Richtung nicht bediente, musste mit Ausgrenzung rechnen. Dennoch folgten viele Künstler ihren persönlichen Überzeugungen und ihrem eigenen Stil. Innerhalb der Vorgaben des sozialistischen Realismus fanden einige Maler eine eigene Bildsprache, die verschiedene Stilformen umfasst. Diese Malweise wurde in den siebziger und achtziger Jahren als „Leipziger Schule“ bekannt. Ihr ist es zu verdanken, dass sich die Kunst der DDR allmählich auch Einflüssen öffnete, die nicht dem Kanon des sozialistischen Realismus entsprachen.

Klassische Moderne

Der Begriff Klassische Moderne bezeichnet in der bildenden Kunst und Architektur die bahnbrechend wirkenden Stilrichtungen, die sich zwischen 1900 und 1937 entwickelten. Während im 19. Jahrhundert ein Stilpluralismus vergangene Kunstrichtungen wieder aufleben ließ, revolutionierte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Vielzahl neuer Kunststile alles bisher Dagewesene. Unabhängig voneinander entfernten sich Künstler verschiedener Nationalitäten von traditionellen Ausdrucksformen, wie zum Beispiel von der gegenstandsbezogenen Malerei und Bildhauerei, um die Wahrheit hinter den Dingen zu ergründen. Fauvismus, Kubismus, Konstruktivismus, Futurismus, Expressionismus, Dadaismus, Suprematismus und Surrealismus gehörten zu den wichtigsten neuen Kunstströmungen.
 
In Deutschland erzwangen die Nationalsozialisten nach ihrer Machtergreifung u.a. mit der Propagandaausstellung „Entartete Kunst“ sowie durch Ausstellungs- und Berufsverbote das Ende der Klassischen Moderne.

Bauhaus

Das Staatliche Bauhaus wurde 1919 von Walter Gropius in Weimar als Kunstschule gegründet. Der Architekt Gropius stellte programmatisch den Bau sowie das gemeinschaftliche Zusammenwirken aller Künste am Bau in den Mittelpunkt der Ausbildung. Bevor die Architekturlehre in den Vordergrund trat, unterrichteten vor allem namhafte Maler und Bildhauer wie Lyonel Feininger, Johannes Itten, Wassily Kandinsky, Paul Klee, Oskar Schlemmer und Gerhard Marcks an der Hochschule. Nach ihrer Ausbildung waren zahlreiche Schüler des Bauhauses als Architekten international gefragt, andere Absolventen erhielten als Maler, Bildhauer und Fotografen für ihre künstlerischen Leistungen hohe Anerkennung.
 
Das Bauhaus entwickelte sich bis zu seiner Auflösung durch die Nationalsozialisten im Jahr 1933 zur Heimstatt der Avantgarde auf allen Gebieten der freien und angewandten Kunst. Seine ganzheitlichen gestalterischen Prinzipien setzten sich national wie international durch. Sie prägten die Klassische Moderne in Architektur, Kunst und Design und beeinflussen bis heute die Arbeit von Künstlern verschiedener Bereiche.