Projekttitel
Erich Franke
Objektbeschreibung

* 13. August 1911 in Offenbach am Main; † 5. August 2008 in Bielefeld
 
Deutscher Maler und Bühnenbildner
 
Erich Franke überrascht in seinem mehr als sieben Jahrzehnte langen Schaffen immer wieder durch die Aneignung und Beherrschung unterschiedlicher künstlerischer Techniken, mit denen er seine Ideen umsetzt. Schon früh entstehen unter dem Einfluss der Kunstströmungen der 1920er und 30er Jahre abstrakte Werke in Gouache oder als Collagen aus Papier oder Leder. Die Musik und das Theater beeinflussen seine bildnerischen Arbeiten zusätzlich und geben ihnen räumliche Tiefe und tänzerische Dynamik. Nach 1945 bezieht Franke Alltagsmaterialien in seine Bilder ein, sodass vielschichtige, oft dreidimensionale Werke, z.B. Froissagen und Paracollagen, entstehen.
 
Franke gestaltet bereits am Gymnasium in Wiesbaden seine ersten abstrakten Collagen, mit denen er sich erfolgreich an der Kunstgewerbeschule der Stadt bewirbt. Hier belegt er ab 1930 die Fächer Malerei, Innenarchitektur, Werbegrafik und Mode, u.a. bei Otto Fischer-Trachau (Mitglied der Hamburger Sezession). Bereits seine ersten Kostümentwürfe werden umgesetzt und erhalten Preise. 1934 beginnt er eine Ausbildung zum Bühnen- und Kostümbildner am Staatstheater in Wiesbaden und richtet sich anschließend ein Atelier ein. 1939 folgt ein Engagement als Bühnenbildner in Heidelberg. Sein Atelier in Wiesbaden wird 1944 bei einem Bombenangriff auf die Stadt zerstört, ein großer Teil seines Frühwerks und zahlreiche seiner Bühnenbild- und Kostümentwürfe gehen verloren. Im Jahr darauf wird er zum Kriegsdienst eingezogen. Nach seiner Rückkehr aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft 1946 nimmt er seine künstlerische Tätigkeit wieder auf und knüpft an sein früheres experimentelles Schaffen an. Die erste Präsentation mit abstrakten Werken von ihm wird 1949 in Heidelberg im Rahmen der „Musica Viva Tage“ eröffnet. Im Auftrag verschiedener Theater gestaltet der Künstler auch wieder Bühnenbilder und Kostümentwürfe.
 
Da Frankes ganze Leidenschaft der Malerei gilt, studiert er ab 1954 an der Kunstakademie in Karlsruhe erneut Malerei. Seine Lehrer Karl Hubbuch und Otto Laible hatten unmittelbar nach 1945 die Künstlergruppe „Der Kreis“ gegründet, deren Mitglieder das Ziel einer Neuorientierung der deutschen Kunst verfolgen. Als Franke 1958 seine Arbeit als Bühnenbildner beendet, gehören Bühnenbilder für über 200 Inszenierungen und mehrere hundert Kostümentwürfe zu seiner Bilanz. Franke ist von nun an als freischaffender Künstler tätig. Im selben Jahr zieht er nach Uelzen um.
 
Die Errichtung der Mauer in Berlin fällt mit dem 50. Geburtstag des Künstlers zusammen. Unter dem Eindruck dieses Ereignisses entstehen Schwarz-Weiß-Arbeiten, die sich mit der Grenze und dem Zonenrandgebiet beschäftigen. Franke gehört 1963 zu den Mitbegründern der „Gruppe G“, deren Mitglieder sich bildnerisch mit der Errichtung der Berliner Mauer und der Teilung Deutschlands auseinandersetzen. 1972 reist der Maler nach Zypern, wo er die Teilung der Insel miterlebt und seine Eindrücke in der Folgezeit in einem Zyklus von Zypern-Bildern verarbeitet.
 
1981 siedelt der Künstler nach Bielefeld über. Im Jahr darauf fertigt er seinen letzten Bühnenbildentwurf für die Oper „Die wundersame Schustersfrau“ von Udo Zimmermann. Regelmäßige Ausstellungen stellen seit 1949 das Schaffen des Künstlers vor. Die jüngsten Werkschauen finden 2017 im Haus der Stadtgeschichte in Offenbach am Main und 2019 im Kunstraum Bernusstraße in Frankfurt am Main statt.