* 17. Januar 1881 in Mengen; † 20. September 1938 in Stuttgart
Deutscher Maler, Holzschneider und Kunsttheoretiker
Gottfried Graf gehört als Mitglied der avantgardistischen Kunstszene um Adolf Hölzel zu den Wegbereitern der Moderne im südwestdeutschen Raum. Zugleich gilt er als Pionier des modernen Holzschnitts.
Graf unternimmt nach seinem Staatsexamen als Zeichenlehrer eine Studienreise nach Italien. Von 1910 bis 1913 setzt er sein Studium an der Stuttgarter Kunstakademie bei Christian Landenberger und Adolf Hölzel fort. In Köln besucht er 1912 die Internationale Sonderbund-Ausstellung, wo er erstmals Bilder von van Gogh, Cezanne, den Kubisten und Futuristen sowie den Brücke-Künstlern sieht. Diese Eindrücke führen zu einem Wandel seiner bildkünstlerischen Auffassungen, hin zur Zerlegung der Gegenständlichkeit. 1917 beteiligt sich Graf an der „Sturm-Gesamtschau“ in Berlin. Im Jahr darauf setzt er sein Studium an der Kunstakademie Stuttgart fort und tritt für eine grundlegende Neuordnung der Akademie ein. Um die Reformwünsche umzusetzen, gründen Oskar Schlemmer, Graf, Willi Baumeister u.a. im Sommer 1919 in Stuttgart die Üecht-Gruppe, eine Ortsgruppe der revolutionären Novembergruppe in Berlin. Graf nimmt an jeder „Herbstschau Neuer Kunst“ der Üecht-Gruppe teil. Ab 1921 leitet er an der Kunstakademie Stuttgart die Holzschnittklasse und erhält 1925 eine Professur für die Grafikklasse. Als Vertreter der Üecht-Gruppe beteiligt er sich in der Abteilung der Novembergruppe 1921, 1923 und 1924 an der Großen Berliner Kunstausstellung. Ab 1922 wendet er sich wieder gegenständlichen Motiven zu. Zu seinem 50. Geburtstag 1931 würdigt eine große Werkschau in Ulm und Stuttgart sein Schaffen. Es folgen Ausstellungsbeteiligungen in Wien, Berlin und Chicago. Während des Nationalsozialismus wird seine Kunst als „entartet“ diffamiert. Viele seiner Werke werden aus den öffentlichen Sammlungen entfernt. 1938 erfolgt Grafs Entlassung aus dem Lehramt. Er stirbt im selben Jahr.