Zweimal Berlin. Blicke auf eine geteilte Stadt

Pressemitteilung vom

Salongalerie „Die Möwe“ zeigt Stadtansichten von Künstlerinnen und Künstlern aus Ost und West
 
Im 30. Jahr des Mauerfalls widmet sich die Berliner Salongalerie „Die Möwe“ in ihrer neuen Ausstellung „Zweimal Berlin. Blicke auf eine geteilte Stadt“ dem urbanen Leben in Ost- und Westberlin. Vom 6. Juni bis 24. August 2019 vermitteln namhafte Berliner Künstlerinnen und Künstler ihre Eindrücke von städtischen Strukturen und sozialem Alltag in der Zeit vor der Wiedervereinigung. Die Stadtansichten und Straßenszenen, die sie mit liebevollem oder kritisch-distanziertem Blick wiedergeben, verdeutlichen die Atmosphäre im geteilten Berlin. Das Nebeneinander der Kunstwerke aus mehreren Jahrzehnten lässt die Ausstellung zu einem Ort spannender Begegnungen werden.
 
Gezeigt werden Gemälde, Grafiken und Zeichnungen von Rolf Curt, Wolfgang Frankenstein, Brigitte Fugmann, Dieter Goltzsche, Werner Heldt, Carl-Heinz Kliemann, Matthias Koeppel, Evelyn Kuwertz, Wolfgang Leber, Monika Meiser, Otto Möller, Arno Mohr, Wolfgang Reinke, Robert Rehfeldt, Klaus Roenspieß und Peter Rohn.
 
Zur Vernissage am 6. Juni 2019 wird Dr. Klaus Lederer, Berliner Senator für Kultur und Europa, die Laudatio halten.
 
In der Ausstellung, die einen Bogen über vier Jahrzehnte spannt, hängen Stadtansichten aus Ostberlin neben Stadtbildern aus dem Westteil. Gemeinsamkeiten und Unterschiede bei der Wahl der Motive, Stilmittel und Techniken werden auf diese Weise besonders deutlich. Wie kaum ein anderer Berliner Künstler schildert Werner Heldt (1904-1954) die Stimmung in der Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg. Von frühester Jugend an ist seine Geburtsstadt eines seiner bevorzugten Themen. Heldts Kohlezeichnung „Fensterausblick mit Mandoline“ gehört zum Typus der  „Fensterbilder“, die er in den 1950er Jahren besonders häufig gestaltete.
 
Auch das Leben und Werk von Otto Möller (1883-1964) ist eng mit Berlin verknüpft. In seinen farbig intensiven Gemälden „Gehende“ von 1951 und „Auf der Straße“ von 1952 interpretiert er die Geschäftigkeit und das Verweilen im städtischen Raum. Möllers gesichtslose Städter verdeutlichen, dass der einzelne Mensch als Teil einer Menge in seiner Individualität zurücktritt, wichtig ist vor allem seine bloße Gegenwart.
 
Mit Wolfgang Leber, Klaus Roenspieß und Dieter Goltzsche stellt die Ausstellung drei Vertreter der nonkonformistischen Berliner Schule vor, die sich in den 1960er Jahren im Osten der Stadt etablierte und die Eigengesetzlichkeit der Malerei betonte. Berlin steht im Zentrum der Kunst von Wolfgang Leber (Jg. 1936), der in der Ausstellung u.a. mit dem 1988 entstandenen Ölgemälde „Feuerschein über der Stadt“ vertreten ist. Lebers Malerei wird im Besonderen durch das Erlebnis Stadt geprägt. In seinen Bildern schafft er mit Über­schnei­dungen, verschobenen Perspektiven, oder Licht­reflexen überraschende Raumgefüge. Ein wesentliches Element dieser neuen Stadträume sind die leuchtenden Farben. Ebenso wie Wolfgang Leber ist auch Klaus Roenspieß (Jg. 1935) mit der Tradition und Urbanität Berlins tief verbunden. Den Mauerbau empfand er als Zerstörung seines Gesamterlebnisraums. Denn der Zugang zu vielen Motiven, wichtigen Sammlungen und Galerien war ihm nun verwehrt.
 
Dunkeltonige Gemälde und klare, flächenhafte Holzschnitte aus den 1980er Jahren spiegeln in der Ausstellung die Spannung zwischen großstädtischem Lebensgefühl einerseits sowie Enge und Melancholie andererseits wider.
 
Das urbane Leben und Stadtansichten sind seit dem Ende der 1970er Jahre auch ein beständiges Thema der künstlerischen Arbeit von Evelyn Kuwertz (Jg. 1945). Eindringlich und dennoch diskret drückt sie in ihren Bildern das Lebensgefühl der Westberliner und die politische Situation in der geteilten Stadt aus. Zugleich vermitteln ihre Darstellungen von U- und S-Bahnhöfen die Flüchtigkeit und Anonymität der Großstadt. In ihrer Serie „Atombunker Kudammkarree“, aus der eine großformatige, 1983 entstandene Arbeit zu sehen ist, thematisiert die Künstlerin die Ängste und Reaktionen auf die atomare Bedrohung in der Zeit des Kalten Krieges.
 
Mit der Berliner Mauer setzen sich in der Ausstellung Rolf Curt, Matthias Koeppel, Robert Rehfeldt und Wolfgang Reinke auseinander. Sie gehören zu zahlreichen Künstlern, die mit ihren Werken die lange existierende Meinung widerlegen, der Grenzwall sei kein Gegenstand der bildenden Kunst gewesen. Zum Beispiel stellt Robert Rehfeldt (1931-1993) in seiner Radierung von 1965 den bedrohlichen und inhumanen Charakter der Sperranlage dar. Matthias Koeppel (Jg. 1937) wiederum unterläuft den Anspruch der Mauer, für die Ewigkeit errichtet zu sein, indem er der Tristesse der Grenzanlage mit einer gewissen Ironie begegnet.
 
Vernissage: Donnerstag, 6. Juni 2019, ab 19.00 Uhr
Ausstellungsdauer: 6. Juni bis 24. August 2019

Öffnungszeiten der Ausstellung: Di bis Sa von 12 bis 18 Uhr, sowie nach Vereinbarung
Pressekontakt: Claudia Wall, Tel.: 030 30881842, mail@salongalerie-die-moewe.de

Matthias Koeppel | An der Niederkirchner Straße | 1987/2019 | Öl auf Leinwand
Matthias Koeppel | An der Niederkirchner Straße | 1987/2019 | Öl auf Leinwand
Wolfgang Leber | Feuerschein über der Stadt | 1988 | Acryl auf Leinwand
Wolfgang Leber | Feuerschein über der Stadt | 1988 | Acryl auf Leinwand
Otto Möller | Auf der Straße | 1952 | Öl auf Sperrholz
Otto Möller | Auf der Straße | 1952 | Öl auf Sperrholz
Evelyn Kuwertz |Atombunker Ku ́damm- Karte | 1983 | Eitempera, Öl auf Leinwand
Evelyn Kuwertz |Atombunker Ku ́damm- Karte | 1983 | Eitempera, Öl auf Leinwand

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