Wenn BEKANNT auf VERGESSEN trifft: Max Beckmann und Joseph Mader

Pressemitteilung vom

Salongalerie „Die Möwe“ bietet auch 2023 spannende Wiederentdeckungen in Halle 3/G20
One Artist Show mit Skulpturen und Bildern von Wolfram Beck
 
Eröffnung: Donnerstag, 4. Mai 2023, 11 Uhr
Laufzeit: 4. Mai bis 7. Mai 2023
 
Die Berliner Salongalerie „Die Möwe“ präsentiert auch diesmal Neuentdeckungen der Klassischen Moderne und Nachkriegsmoderne auf der art KARLSRUHE vom 4. bis 7. Mai in Halle 3 Stand 20. Dabei werden interessante Bezüge zwischen weitgehend vergessenen und bekannten Künstlern sichtbar, insbesondere zwischen dem Münchner Maler Joseph Mader und dem Expressionisten Max Beckmann sowie zwischen der jüdischen Künstlerin Katja Meirowsky und ihren Künstlerfreunden, dem Bildhauer Waldemar Grzimek und dem Maler Heinz Trökes, die im Nachkriegsberlin zugleich Mitglieder des legendären Künstlerkabaretts „Die Badewanne“ waren. Farbexplosionen von Gerhart Hein, der seine künstlerische Laufbahn dem einstigen Brücke-Mitglied Otto Mueller verdankte, nehmen einen eigenen Platz innerhalb der Präsentation ein. Für sie alle, deren Entwicklung und Karriere als Künstler durch Nationalsozialismus und Krieg abbrach, bedeutete der Mai 1945 einen Neuanfang in ihrem Leben und Schaffen.
 
Die künstlerische Auseinandersetzung von Joseph Mader (1905-1982) mit seinem Vorbild Max Beckmann (1884-1950) wird am Stand der „Möwe“ vor allem in großformatigen Papierarbeiten aus den frühen 1930er Jahren deutlich, die mit Sujets wie Varieté und Zirkus im Zwiegespräch mit Druckgrafiken von Max Beckmann sind.
 
Zu Beginn der 1930er Jahre schreibt die Presse: „ ...Joseph Mader [...] scheint mit Max Beckmann in einer idealen Verbindung zu stehen. Schon dies, dass er als einer der wenigen den Mut hat, dieser stärksten Malerbegabung des jüngeren Deutschlands entgegenzugehen, ist ein Ausweis kräftiger Initiative ...“ Die Würdigung bezieht sich auf eine Ausstellung von Maders Bildern 1932 in der Münchner Galerie von Günther Franke, der als Kenner und Sammler von Beckmanns Werken auch von Maders künstlerischen Qualitäten überzeugt war. Reinhard Piper, Verleger und Max-Beckmann-Freund, war ebenfalls stark von Maders Schaffen beeindruckt; er förderte den Künstler und erwarb Arbeiten von ihm. Auch Eberhard Hanfstaengl kaufte als Direktor des Münchner Lenbachhauses und später der Berliner Nationalgalerie Bilder von Mader für die Sammlungen an.
Obwohl der Maler nach 1945 immer wieder in Ausstellungen vertreten war, nahm der Kunstbetrieb in einer Zeit, da vor allem die abstrakte Bildsprache gefragt war, seine figurativen Werke kaum wahr. Erst in den letzten Jahren wurde dank privater Initiativen, Stiftungen und Präsentationen die Größe seiner Kunst, die vom „Reichtum der Sichtbarkeiten“ kündet, wiederentdeckt.
 
Katja Meirowsky, Waldemar Grzimek und Heinz Trökes wurden im Nachkriegsberlin Freunde fürs Leben. Sie machten mit aufsehenerregenden Kunstwerken in nationalen und internationalen Ausstellungen auf sich aufmerksam und boten darüber hinaus mit ihren geistreichen und provokanten Szenen im surrealistischen Künstlerkabarett „Die Badewanne“ den Berlinern jede Menge Gesprächsstoff.
 
Katja Meirowsky (1920-2012) war ein Freigeist ohne Angst, sie schuf ein umfangreiches malerisches Werk und schrieb poetische Texte. Aufgrund ihrer jüdischen Herkunft verboten ihr die Nationalsozialisten 1942 die Fortsetzung des Kunststudiums. Im selben Jahr flüchtete sie nach Polen. 1945 kehrte Katja Meirowsky nach Berlin zurück, gehörte schnell zum Kreis der avantgardistischen Künstlerinnen und Künstler der Stadt und beteiligte sich erfolgreich an nationalen und internationalen Ausstellungen, u.a. in Basel, Madrid, Florenz, Stockholm, London, Chicago und New York.
 
Nach ihren politischen und künstlerischen Erfahrungen in der Nachkriegszeit wählte die Malerin 1953 Ibiza zu ihrem neuen Lebensmittelpunkt. Auf der Insel öffnete sich ihr eine faszinierende Welt an neuen Motiven und Inspirationen. In ihren Gemälden, Gouachen und Zeichnungen, gehen Innen- und Außenwelt, Traum- und Landschaftselemente in einzigartiger Weise ineinander über.
 
Die Werke von Waldemar Grzimek (1918-1984) verdeutlichen seine künstlerische Auseinandersetzung mit der figurativen Berliner Bildhauerschule, deren große Tradition er als einer der bedeutenden deutschen realistischen Bildhauer des 20. Jahrhunderts fortsetzte. Die Bronze „Schwebende“ von 1966 ist in der meisterhaften Gestaltung von Schönheit und Ausstrahlung des menschlichen Körpers ein überzeugendes Beispiel für Grzimeks Können. Dem klassischen Sujet der Bildhauerkunst – Stehen, Sitzen und Liegen – gewann Waldemar Grzimek eine neue Dimension ab, indem ein inneres Bewegtsein der menschlichen Figur als Moment einer möglichen Veränderung deutlich wird. 1964 nahm der Künstler an der documenta III teil, zahlreiche große Ausstellungen waren seinem Schaffen gewidmet, so 1979 eine Retrospektive im Berliner Schloss Charlottenburg und 2013 in der Neuen Nationalgalerie Berlin.
 
Heinz Trökes (1913-1997) gehört zu den führenden Vertretern der deutschen Nachkriegsmoderne und war in mehreren documenta-Ausstellungen vertreten. Eine wandlungsfähige Formensprache zeichnet sein Gesamtwerk aus, das Farbabstraktionen, Farbräume, aber auch atmosphärisch-poetische Fantasien aufweist. Während seines Aufenthaltes in Paris von 1950 bis 1952 erhielt der Maler vielfältige künstlerische Anregungen und lernte hier u.a. Max Ernst und Juan Miró persönlich kennen. Die Zeit an der Seine führte den Künstler zu einer neuen, intensiven Farbigkeit und in vielen seiner Bilder auch zu flächig konzipierten Kompositionen, die auf die Wiedergabe von Raumtiefe verzichten. Die Gouache „Tête“ von 1951 enthält bereits jene mosaikartigen Farbflächen, die in vielen seiner späteren Bilder wiederkehren. Trökes’ Werke aus der Pariser Zeit strahlen eine schier unerschöpfliche Fantasie und Leichtigkeit aus, wie z. B. die Gemälde „Hund und Mädchen“ sowie „Die Lichter (Les lumières)“.
 
Der einstige Brücke-Künstler Otto Mueller, seit 1919 Professor an der Kunstakademie Breslau, entdeckte 1929 das künstlerische Talent von Gerhart Hein (1910-1998) und ermöglichte ihm einen sofortigen Wechsel von der Kunstgewerbeschule zur Kunstakademie der Stadt. Hier studierte Hein bei Mueller und weiteren namhaften Künstlern wie Alexander Kanoldt, Oskar Moll, Carlo Mense, Oskar Schlemmer und Johannes Molzahn. Mitte der 1950er Jahre löste Hein in seinen Bildern die Figuration auf. Vom Kubismus inspirierte Formen führten ihn weiter zu abstrakten Strukturen aus geometrischen Linien, die Farbflächen eingrenzen. Hein nannte diese Strukturen „imaginäre Substanz". Farbenkräftig und intensiv leuchtend sind diese Bilder.
 
Die One-Artist-Show am Stand der „Möwe“ ist dem Berliner Bildhauer Wolfram Beck (1930-2004) gewidmet, der ein vielgestaltiges Œuvre hinterließ. Die Präsentation zeigt Skulpturen, Assemblagen, Zeichnungen und Gemälde. Beck war ein Meister der ästhetischen Strenge und handwerklichen Präzision mit hoher Sensibilität für die Bearbeitung des jeweiligen Materials wie Holz, Stahl, Bronze, Acryl und Stein.
 

Copyright Abbildungen: Salongalerie „Die Möwe", Stiftung Wolfram Beck, Tröckes-Archiv, Galerie Jörg Maaß, Nachlass Grzimek

 

Pressekontakt: Claudia Wall, Tel.: +49 170 7815045 / mail@salongalerie-die-moewe.de

Der Ausrufer | 1921 |  Kaltnadel | 34 x 25,5 cm
Der Ausrufer | 1921 | Kaltnadel | 34 x 25,5 cm
Dompteur mit Tiger | 1931 |  Bleistiftzeichnung | 55 x 71 cm
Dompteur mit Tiger | 1931 | Bleistiftzeichnung | 55 x 71 cm
Gerhart Hein | o.T. (Am Meer) | 1959 | Mischtechnik | 58 x 90 cm
Gerhart Hein | o.T. (Am Meer) | 1959 | Mischtechnik | 58 x 90 cm
Katja Meirowsky | Frau mit Gitarre | 2001 | Mischtechnik u. Pastell | 100 x 70 cm
Katja Meirowsky | Frau mit Gitarre | 2001 | Mischtechnik u. Pastell | 100 x 70 cm
Waldemar Grzimek | Schwebende II | 1966 | Bronze | H: 54 cm | Foto: Nachlass Grzimek
Waldemar Grzimek | Schwebende II | 1966 | Bronze | H: 54 cm | Foto: Nachlass Grzimek
Heinz Trökes | Zentrum mit Booten | 1951 |  Aquarell und Gouache | 50 x 64,5 cm
Heinz Trökes | Zentrum mit Booten | 1951 | Aquarell und Gouache | 50 x 64,5 cm
Wolfram Beck | Assemblage aus Edelstahl | Acrylglas | 1971 | Höhe 93 cm
Wolfram Beck | Assemblage aus Edelstahl | Acrylglas | 1971 | Höhe 93 cm
Wolfram Beck | Acryl auf Leinwand  | 1990 | 64 x 54,7 cm
Wolfram Beck | Acryl auf Leinwand | 1990 | 64 x 54,7 cm

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