Dreiklang und Wechselspiel von Farbe, Form und Fantasie

Pressemitteilung vom

Vernissage: Samstag, 16. Oktober 2021, 12 bis 18 Uhr 
 
In ihrer neuen Ausstellung „FarbFormFantasien“ vereint die Berliner Salongalerie „Die Möwe“ vom 16. Oktober 2021 bis 22. Januar 2022 Bilder der Maler Erwin Hahs, Curt Lahs, Heinrich Wildemann, Gerhart Hein und Erich Franke unter einem besonderen Blickwinkel: dem Dreiklang und Wechselspiel von Farbe, Form und Fantasie. Drei Skulpturen mit elementarer Ausstrahlung von Michael Schoenholtz, der zu den bedeutendsten Bildhauern seiner Generation gehört, führen das abstrakte Formenspiel in Marmor und Muschelkalk fort.
 
Die fünf Maler der Klassischen Moderne wurden in ihrem Schaffen u.a. vom Expressionismus, avantgardistischen Künstlergruppen, dem Bauhaus oder der Kunstakademie Breslau geprägt und formten wie Erwin Hahs, Curt Lahs und Heinrich Wildemann als Professoren in der Weimarer Republik bzw. nach 1945 die folgende Künstlergeneration mit. Während des Nationalsozialismus waren Hahs, Lahs, Wildemann und Hein existenzbedrohenden Ausgrenzungen ausgesetzt. Darüber hinaus wurde ihre Kunst als „entartet“ diffamiert und aus Museen entfernt.
 
Im Verlauf ihres Schaffens lösten sich alle fünf Maler weitgehend vom gegenständlichen Motiv. Farben und Formen wurden für sie zu wesentlichen Ausdrucksträgern, über die sie die Sinne und die Fantasie des Betrachters ansprechen. So zeigen die Bilder der Ausstellung harmonisch aufeinander abgestimmte oder heftig gegeneinander wogende Farben. Mit streng oder locker geführtem Pinsel entstehen melodische Schwünge, gleichsam schwebende Einzelformen, gepunktete Flächen oder akkurate grafische Strukturen. Die Gemälde und Arbeiten auf Papier bilden die Wirklichkeit auf subjektive und poetische Weise ab. Sie inspirieren dazu, die Welt einmal anders zu sehen: sie als ein Wunder von Formen und Farben zu erkennen. Der Bildhauer Michael Schoenholtz, der an der Berliner Kunsthochschule studierte und lehrte, beschäftigte sich – beginnend in den 1960er Jahren – mit dem menschlichen Körper, den er immer stärker fragmentierte und zu blockhaften Formen abstrahierte.
 
Erwin Hahs (1887-1970), der als Professor an der Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein unterrichtete, entwickelte Ende der 1920er Jahre eine meditativ abstrakte Bildsprache. In dieser etwa zehn Jahre andauernden Schaffensperiode, aus der u.a. „Goldene Linien“ von 1932 zu sehen ist, experimentierte er mit Industrielacken. Ihn faszinierte, dass der Lack „die Form auflöst und seine Schönheit in dieser wundervollen eigenen Leichtigkeit liegt.“
 
Für Curt Lahs (1893-1958), der in seinen frühen Jahren der avantgardistischen Künstlergruppe „Das Junge Rheinland“ angehörte und 1921 in der legendären Galerie von „Mutter Ey“ ausstellte, existierten die Grenzen zwischen gegenständlicher und abstrakter Malerei kaum; manchmal bestehen in seinen Werken beide Richtungen nebeneinander. Insbesondere nach 1945 schuf der Maler überwiegend abstrakte Bilder, denen ein lyrisches Lebensgefühl eigen ist. In den Kompositionen aus den 1950er Jahren, die in der Ausstellung gezeigt werden, vertraut Lahs ganz der Ausdruckskraft bewegter Formen und dem Wohlklang der Farben.
 
Heinrich Wildemann (1904-1964) erhielt wichtige Impulse für seine künstlerische Entwicklung von den Expressionisten der „Brücke“; mit Karl Schmidt-Rottluff verband ihn zudem eine enge Freundschaft. Nach dem Zweiten Weltkrieg bewegte sich Wildemann im Kreis von Malern wie Willi Baumeister, Ernst Wilhelm Nay, Max Ackermann und Fritz Winter, deren abstrakte Werke in Deutschland einen künstlerischen Neuanfang markierten. Auf Empfehlung von Baumeister wurde Wildemann 1955 als dessen Nachfolger und Professor für Malerei an die Kunstakademie Stuttgart berufen. Zu seiner Entwicklung sagte der Künstler: „Mein Werdegang führte mich aus eigener Erfahrung ohne fremden Einfluss vom Expressionismus über den Kubismus zum Abstrakten [...]“. In der Ausstellung werden Aquarelle aus den 1940er Jahren gezeigt.
 
Gerhart Hein (1910-1998), dessen künstlerisches Talent der Expressionist Otto Mueller entdeckt hatte, studierte ab 1929 an der Breslauer Kunstakademie. Nach Krieg und Kriegsgefangenschaft begann für ihn wieder eine Schaffensphase freier Schöpferkraft. Mitte der 1950er Jahre löste er in seinen Arbeiten die Figuration auf. Vom Kubismus inspirierte Formen führten weiter zu abstrakten Strukturen aus geometrischen Linien, die Farbflächen eingrenzen. Hein nannte diese Strukturen „imaginäre Substanz".
 
Der nur ein Jahr jüngere Erich Franke (1911-2008) absolvierte die Kunstgewerbeschule in Wiesbaden und entschied sich unter dem Einfluss der Kunstströmungen der 1920er und 30er Jahre früh für die Abstraktion. Das Theater und die Musik, mit denen er sich beruflich als Bühnenbildner befasste, bereicherten seine bildnerischen Werke durch räumliche Tiefe und tänzerische Dynamik. Sichtbar werden diese Bezüge u.a. in den Gouachen „Circus“ von 1937 und „Kultischer Ort“ von 1957, die den Betrachter in die innere Wirklichkeit des Künstlers führen.
 
Michael Schoenholtz (1937-2019) war vor allem Steinbildhauer. Der Schwere und Massigkeit des Steins entsprach Schoenholtz mit einer auf das Wesentliche konzentrierten, reduzierten Formensprache. Sie verleiht den Figuren eine würdevolle Ausstrahlung und verweist auf Schoenholtz’  künstlerische Vorbilder –  die Skulpturen der Azteken und Khmer. Parallel zu seinen bildhauerischen Arbeiten hat er auch ein reiches zeichnerisches Werk geschaffen.
 
Ausstellungsdauer16. Oktober 2021 bis 22. Januar 2022
Öffnungszeiten der Ausstellung: Di bis Sa von 12 bis 18 Uhr, sowie nach Vereinbarung
Pressekontakt: Claudia Wall und Helena Feuerbach, Tel.: 030 30881842, mail@salongalerie-die-moewe.de

Curt Lahs | o.T. | 1920er Jahre | Tempera | 23,9 x 29,6 cm
Curt Lahs | o.T. | 1920er Jahre | Tempera | 23,9 x 29,6 cm
Erich Franke | Circus | 1937 | Gouache | 29 x 41,5 cm
Erich Franke | Circus | 1937 | Gouache | 29 x 41,5 cm
Heinrich Wildemann | o.T. | Aquarell | 1942 | 24 x 29,6 cm
Heinrich Wildemann | o.T. | Aquarell | 1942 | 24 x 29,6 cm
Gerhart Hein | o.T. | 1956 | Mischtechnik | 45,5 x 55,5 cm
Gerhart Hein | o.T. | 1956 | Mischtechnik | 45,5 x 55,5 cm
Gerhart Hein | o.T. | 1960 | Mischtechnik und Collage | 64,5 x 80,5 cm
Gerhart Hein | o.T. | 1960 | Mischtechnik und Collage | 64,5 x 80,5 cm
Erwin Hahs | Goldene Linien | 1932 | Öl, Lack, Goldbronze, Emaillelack auf Papier | 48 x 31,5 cm
Erwin Hahs | Goldene Linien | 1932 | Öl, Lack, Goldbronze, Emaillelack auf Papier | 48 x 31,5 cm

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