KLASSISCH MODERN. Historische und zeitgenössische Werke von Künstlerinnen
Unsere neue Ausstellung „KLASSISCH MODERN“ knüpft an die Präsentation „Das weibliche Statement“ an, in der wir 2019/2020 einen Einblick in das schöpferische Potenzial von Künstlerinnen der Klassischen Moderne gaben. KLASSISCH MODERN spannt nun einen zeitlichen Bogen von der Weimarer Republik über die Nachkriegszeit bis in die unmittelbare Gegenwart.
Die Ausstellung führt Gegenwartskunst von Ines Doleschal, Ute Hausfeld, Christine Jackob-Marks, Holle Vollbrecht und Caroline Wagner mit Arbeiten von Vertreterinnen der Klassischen Moderne wie Else Hertzer, Katja Meirowsky und Erna Schmidt-Caroll zusammen. Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Druckgrafiken und Plastiken dieser Künstlerinnen verdeutlichen in der Vielfalt der Sujets und Stilrichtungen eine bewundernswerte Dichte und Kontinuität weiblicher Kreativität.
Hier geht es zum virtuellen 3D-Rundgang durch die Ausstellung.
Künstlerinnen:
Für Ines Doleschal (*1972) ist die Klassische Moderne, insbesondere das Bauhaus, eine Quelle der Inspiration. Mit der Serie „bauhaus, weiblich“ erweist sie den zu Unrecht kaum bekannten Weberinnen dieser Kunstschule ihre Reverenz, indem sie mit den Mitteln der Collage deren Teppich- und Textilentwürfe wiedergibt, die nach 1945 das Industriedesign maßgeblich beeinflussten. Daneben sind in der Ausstellung auch farbintensive Malereien zu den Meisterhäusern in Dessau zu sehen. In ihrer jüngsten Serie „Faltungen“ geht die Malerin einen Schritt weiter: Sie fächert den Raum durch immer neue Differenzierungen der Flächen und Farben gewissermaßen auseinander.
Ute Hausfeld (*1951) beschäftigte sich während ihrer Tätigkeit als Modegestalterin und Kostümbildnerin auch intensiv mit Malerei und Grafik. Nach der Wende traf sie die Entscheidung, sich vollständig auf die bildende Kunst zu konzentrieren. Inspiriert von Eindrücken bei Reisen, Ausflügen und Stadtspaziergängen, komponiert sie farbig kraftvolle Bilder mit sommerlichen Landschaften und modebewussten Städterinnen. Ebenso schön und eindrucksvoll sind ihre klassisch anmutenden, partiell mit Gold überzeichneten Holzschnitt-Porträts, die von bescheiden-schüchtern bis selbstbewusst-mondän unterschiedliche weibliche Charaktere zeigen.
Mit Else Hertzer (1884-1978) stellt „Die Möwe“ eine Vertreterin der Klassischen Moderne vor, deren Schaffen in den letzten Jahren wieder zunehmende Aufmerksamkeit zuteil wird. Ihre Werke wurden in den 1920er Jahren auf bedeutenden Kunstausstellungen wie der Berliner Secession gezeigt und waren oft gemeinsam mit Bildern von Käthe Kollwitz, Paula Modersohn-Becker, Lotte Laserstein und Jeanne Mammen zu sehen. Die Ausstellung zeigt neben Aquarellen von Aufenthalten in Italien auch Holzschnitte aus den 1920er Jahren sowie den beeindruckenden Schablonendruck „Manege“ aus dem Jahr 1964.
Ebenso wie Else Hertzer war auch Erna Schmidt-Caroll (1896-1964) in der Weimarer Republik durch ihre Teilnahme an bedeutenden Berliner Kunstschauen bei Presse und Publikum gut bekannt, bevor durch Krieg und Nachkriegszeit ihr Schaffen nahezu in Vergessenheit geriet. Ihre Wiederentdeckung geht vor allem auf ihre Werke aus den 1920er Jahren als Chronistin des Berliner Großstadtlebens zurück. Darüber hinaus prägte sie als Dozentin für Modeentwurf und Kostümfigurinen an der privaten Reimann-Schule in Berlin Generationen künftiger Künstlerinnen und Künstler mit. Aus dieser Tätigkeit werden erstmals Skizzen und Entwürfe von ihr präsentiert.
Die Malerin Christine Jackob-Marks hat in den mehr als fünf Jahrzehnten ihres Schaffens ein Œuvre von großer Spannbreite geschaffen. In der „Möwe“ setzt sie mit ihren abstrakten Gemälden aus jüngster Zeit einen ganz eigenen Schwerpunkt. Diese Werke lösen sich gänzlich von konkreten Vorstellungen und lassen den Assoziationen des Betrachters weiten Raum. Mit ausgeprägtem Rhythmusgefühl und im freien Spiel von Farben und Formen schafft die Künstlerin Bilder von hoher Energie und Leuchtkraft.
Die Zeichnungen von Holle Vollbrecht (*1948), die erstmals in Berlin zu sehen sind, erstaunen nicht nur wegen ihres Motivs: alternde, vertrocknende Kartoffeln. Während der oft monatelangen Arbeitsphase visualisiert die Künstlerin auf Licht reflektierendem Faserpapier die Metamorphose von Altem zu Neuem, den Prozess des Verfalls der Kartoffelknolle bei gleichzeitigem Entstehen von Keimlingen. Seit 1991 hat Holle Vollbrecht über 30 Kartoffel-„Porträts“ gezeichnet, zwei dieser faszinierenden Arbeiten zeigt „Die Möwe”. Jede Zeichnung ist dabei als Glied einer Zeitkette einzigartig und unwiederholbar.
Die Tierplastiken von Caroline Wagner (*1964) sind Ausdruck ihres unmittelbar geschauten Erlebnisses. Ausschließlich ihrem künstlerischen Thema verpflichtet, spürt sie unbefangen und frei von modischen Einflüssen dem Wesen der Tiere nach. Angesichts der Verantwortung für unsere Umwelt hält sie ihre Arbeit für einen Beitrag zur Orientierung und Erkenntnis. Werke der Künstlerin sind im öffentlichen Raum, vor allem in Süddeutschland, zu sehen sowie in privaten Sammlungen.
Ausstellung und Booklet werden gefördert durch: