art KARLSRUHE

Auch in diesem Jahr präsentieren wir wieder spannende Neuentdeckungen der Klassischen Moderne und Nachkriegsmoderne in Halle 3 Stand 20. Dabei werden interessante Bezüge zwischen weitgehend vergessenen und bekannten Künstlern sichtbar, insbesondere zwischen dem Münchner Maler Joseph Mader und Max Beckmann sowie zwischen der jüdischen Künstlerin Katja Meirowsky und ihren Künstlerfreunden, dem Bildhauer Waldemar Grzimek und dem Maler Heinz Trökes, die zugleich Mitglieder des legendären Berliner Künstlerkabaretts der Nachkriegszeit „Die Badewanne“ waren. Farbexplosionen von Gerhart Hein, der seine künstlerische Laufbahn dem einstigen Brücke-Mitglied Otto Mueller verdankte, nehmen einen eigenen Platz innerhalb der Präsentation ein. Für sie alle, deren Entwicklung und Karriere als Künstler durch Nationalsozialismus und Krieg abbrach, bedeutete der Mai 1945 einen Neuanfang in ihrem Leben und Schaffen.

Die künstlerische Auseinandersetzung von Joseph Mader (1905-1982) mit seinem Vorbild Max Beckmann wird am Stand der „Möwe“ vor allem in großformatigen Papierarbeiten aus den frühen 1930er Jahren deutlich, die mit Sujets wie Varieté und Zirkus im Dialog mit Druckgrafiken von Max Beckmann (1884-1950) stehen. Zu Beginn der 1930er Jahre schreibt die Presse: „ ...Joseph Mader (...) scheint mit Max Beckmann in einer idealen Verbindung zu stehen. Schon dies, dass er als einer der wenigen den Mut hat, dieser stärksten Malerbegabung des jüngeren Deutschlands entgegenzugehen, ist ein Ausweis kräftiger Initiative ...“ Die Würdigung bezieht sich auf eine Ausstellung von Maders Bildern 1932 in der Münchner Galerie von Günther Franke, der als Sammler von Beckmanns Werken auch von Maders künstlerischen Qualitäten überzeugt war. Zu Maders weiteren Förderern gehörten der Verleger und Beckmann-Freund Reinhard Piper sowie der Direktor der Berliner Nationalgalerie Eberhard Hanfstaengl. Obwohl Mader nach 1945 immer wieder in Ausstellungen vertreten war, nahm der Kunstbetrieb in einer Zeit, da vor allem die abstrakte Bildsprache gefragt war, seine figurativen Werke kaum wahr. Erst in den letzten Jahren wurde die Größe seiner Kunst, die vom „Reichtum der Sichtbarkeiten“ kündet, wiederentdeckt.

 

Katja Meirowsky, Waldemar Grzimek und Heinz Trökes wurden im Nachkriegsberlin Freunde fürs Leben. Sie beteiligten sich mit aufsehenerregenden Kunstwerken an nationalen und internationalen Ausstellungen und traten im legendären Berliner Künstlerkabarett „Die Badewanne“ auf. Katja Meirowsky (1920-2012), die 1945 aus dem Exil nach Berlin zurückgekehrt war, wählte 1953 Ibiza zu ihrem neuen Lebensmittelpunkt. Auf der Insel öffnete sich ihr eine faszinierende Welt an neuen Motiven und Inspirationen. In ihren Gemälden, Gouachen und Zeichnungen, gehen Innen- und Außenwelt, Traum- und Landschaftselemente in einzigartiger Weise ineinander über. Waldemar Grzimek (1918-1984) setzte als einer der bedeutenden deutschen realistischen Bildhauer des 20. Jahrhunderts die große Tradition der figurativen Berliner Bildhauerschule fort. Dem klassischen Sujet – Stehen, Sitzen und Liegen – fügte er die Dimension des inneren Bewegtseins als Moment einer möglichen Veränderung hinzu. Heinz Trökes (1913-1997) gehört zu den international bekannten führenden Vertretern der deutschen Nachkriegsmoderne. Eine wandlungsfähige Formensprache zeichnet sein Gesamtwerk aus, das Farbabstraktionen, Farbräume, aber auch atmosphärisch-poetische Fantasien aufweist. Trökes’ Werke aus seinen Pariser Jahren von 1950 bis 1952, die sich durch eine neue, intensive Farbigkeit und auch flächig konzipierte Kompositionen auszeichnen, strahlen eine schier unerschöpfliche Fantasie und Leichtigkeit aus.

Otto Mueller, seit 1919 Professor an der Kunstakademie Breslau, entdeckte 1929 das künstlerische Talent von Gerhart Hein (1910-1998) und ermöglichte ihm den Zugang zur Kunstakademie der Stadt. Mitte der 1950er Jahre löste Hein in seinen Bildern die Figuration auf. Vom Kubismus inspirierte Formen führten ihn weiter zu abstrakten Strukturen aus geometrischen Linien, die Farbflächen eingrenzen. Hein nannte diese farbenkräftigen Strukturen „imaginäre Substanz".

Die One Artist Show am Stand der „Möwe“ ist dem Berliner Bildhauer Wolfram Beck (1930-2004) gewidmet, der ein vielgestaltiges Œuvre hinterließ. Die Präsentation zeigt Skulpturen, Assemblagen, Zeichnungen und Gemälde. Beck war ein Meister der ästhetischen Strenge und handwerklichen Präzision mit hoher Sensibilität für die Bearbeitung des jeweiligen Materials wie Holz, Stahl, Bronze, Acryl und Stein.

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